Was ist Zeit? Eine schwierige Frage. Es gibt diverse Definitionen und Meinungen was Zeit ist. Es gibt philosophische Ansätze, es gibt aber auch physikalische Ansätze. Keiner weiß es so genau, es ist für viele nicht fassbar was Zeit ist. Klar, wir können sie messen. Mit Uhren, welche wir tragen. Wir haben ein System entwickelt um die Zeit dem Sonnenverlauf und den Jahreszeiten anzupassen. Aber definiert ist sie damit nicht.
Ich möchte die 3 geläufigsten Definitionen kurz ansprechen um klar zu stellen von welcher Definition der Zeit wir sprechen. Und davon wie wichtig Zeit für Pendler ist. Sie ist so ziemlich das wichtigste Gut eines Berufspendlers. Und es ist immer zu wenig davon da.
Definitionen der Zeit
Ich stelle hier 3 verschiedene Definition vor. Sie gehören zu den geläufigeren, zwei davon sind physikalischer Natur. Die dritte Definition ist die psychologische bzw. philosophische Definition. Es wird hier von dem sogenannten Zeitpfeil gesprochen. Pfeil daher, da ein Pfeil in eine Richtung zeigt und sich nicht wiederholt oder in die andere Richtung zeigen kann. Er hat eine klare Richtung, wie die Zeit auch.
Die 3 Zeitpfeile sind:
- der thermodynamische Zeitpfeil: die Richtung der Zeit, in der die Unordnung (Entropie) zunimmt
- der kosmologische Zeitpfeil: in dieser Richtung dehnt sich das Universum aus
- der psychologische Zeitpfeil: Zeit ist definiert als eine Dimension der Wahrnehmung des Erlebens
Für uns ist nur der psychologische Zeitpfeil von Interesse. Er beschreibt das subjektive Zeitempfinden, also ob wir bestimmte Momente schnell oder langsam als Zeitspanne wahrnehmen. Die subjektiv erlebte Zeit ist von inneren und äußeren Faktoren abhängig und beeinflusst maßgeblich unser Zeitempfinden.
Empfinden der Zeit
Wieso empfinden wir Zeit unterschiedlich? Es gibt Momente, z.B. das warten auf einen Zug der in 5 mins kommt oder das stehen im Stau mit dem Auto, die wollen nicht vergehen. Wir blicken ständig auf die Uhr und die Zeit will nicht vergehen. Diese 5 mins warten, sei es auf die Bahn oder weil wir im Stau stehen, kommen uns wie 5h vor. Es passiert nichts, es geht nichts vorwärts. Wir sind genervt weil wir nichts tun können bzw. die Situation nicht ändern können.
Obwohl 5 mins vergangen sind kommt es uns so vor als wäre gerade mal eine Minute vergangen.
Analog verhält es sich andersherum: Wir machen etwas was uns Spaß macht und Freude bereitet, etwa Urlaub, und in nullkommanix ist die Zeit rum. Gefühlt sind wir vor 3 Tagen erst in den Urlaub gegangen, dabei sind schon 2 Wochen rum.
Jeder kennt das. Forscher und Psychologen fanden heraus das unser Zeitempfinden wie folgt von uns erlebt wird:
Das subjektive Zeitempfinden hängt davon ab was wir in diesem Zeitabschnitt machen und erleben. Wenn man sich weniger anstrengt, weniger Dinge macht und weniger nachdenkt, kommt es einem so vor als würde die Zeit langsam vergehen. Denken wir viel nach bzw. erledigen viele, abwechslungsreiche Dinge oder erleben viel (wie z.B. in einem Urlaub) vergeht die Zeit schneller.
siehe auch: Warum Jahre rasen und Sekunden schleichen
Was bedeutet das nun für Berufspendler?
Wo geht all unsere Zeit hin?
Für Berufspendler ist Zeit das wichtigste Gut schlechthin. Wir haben generell zu wenig davon. Niemand hat genug davon, auch andere Menschen nicht. Gerade bei Pendlern ist es aber noch viel schlimmer. Da wir täglich sehr lange und weite Strecken zurücklegen um arbeiten zu gehen bzw. heim zu fahren, haben wir noch weniger von diesem kostbaren Gut.
Zählt man die Überstunden, die laut dem Arbeitszeitreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ein jeder hat, dann sieht man wie viel Zeit das im Vergleich mehr kostet. Laut dem Report hat jeder Arbeitnehmer im Schnitt 5 Überstunden pro Woche. Nimmt man nun einen Berufspendler, welcher jeden Tag 1h pro Weg braucht, ist die Rechnung einfach. 43,5 h Arbeit pro Woche plus 10h pendeln macht 53,5h nur für die Arbeit. Und das jede Woche. Und das ist nur ein Durchschnittswert, viele Berufspendler arbeiten mehr.
Sind wir also auf der Arbeit vergeht unsere Zeit schnell, zumindest subjektiv gesehen. Dem gegenüber steht die physikalische Zeit, sie vergeht jeden Tag genauso schnell wie sonst auch. Auf dem Weg von oder zur Arbeit stehen wir im Stau oder warten auf die Bahn. Was machen bzw. denken wir hier? Hoffentlich ist der Stau bald rum. Kindern geht es genauso.
Wo bleibt denn die Bahn? Hat die schon wieder Verspätung?
Wir warten bis der Stau sich aufgelöst hat oder bis die Bahn endlich kommt. Das bedeutet wir erleben also nicht viel oder denken nicht viel nach. Wir sitzen im Auto und regen uns über den Stau auf. Oder wir stehen am Gleis und warten auf den blöden Zug. Das bedeutet für uns wartende vergeht die Zeit subjektiv langsamer. Doch wir können dem gegensteuern, denn wir wissen ja nun wie.
Kontrolle der Zeit
Ja, Kontrolle über die Zeit hätte jeder gerne. Das würde all unsere Probleme lösen. Leider haben wir keine Kontrolle über die Zeit.
Oder?
Falsch!
Wir haben Kontrolle über die Zeit! Wir müssen uns nur bewusst machen wie und warum. Natürlich haben wir keine Kontrolle über die physikalische Zeit. Eine Sekunde ist und bleibt eine Sekunde.
Aber wir haben Kontrolle über unsere subjektive Zeit und unser Zeitempfinden. Wir haben hier sogar sehr viel Kontrolle!
Zurück zum Beispiel warten auf den Zug am Bahngleis. Wenn wir einfach nur stehen und warten vergeht die subjektive Zeit langsam. Das haben wir oben im Artikel gelernt. Wir haben aber auch gelernt wie wir die subjektive Zeit schneller vergehen lassen können. Indem wir nicht einfach nur warten, sondern etwas machen während dem warten. Ein Buch lesen, kurz telefonieren, einen Podcast hören und viele andere Dinge. Dadurch lenken wir uns ab, wir haben keine Langeweile. Und auf einmal sind 10 min auf den Zug warten, weil er Verspätung hat, blitzschnell vergangen. Dementsprechend ärgern wir uns weniger über die Verspätung, die Zeit verging ja wie im Fluge. Und der wundervolle Nebeneffekt ist dass wir unsere Zeit auch noch genutzt haben. Wir haben also nicht einfach nur gewartet und nichts getan. Wir haben die subjektive Zeit beschleunigt und beim im Buch lesen oder beim Podcast hören noch was gelernt.
Fazit
Warum haben Berufspendler also so ein großes Problem mit der Zeit? Klar sie haben zu wenig davon. Im Vergleich zu anderen arbeiten sie genauso viel oder mehr und müssen noch länger zur Arbeit und zurück fahren. Diese Fahrtwege gehen dann oftmals noch mit einem Kontrollverlust einher.
Allerdings haben wir Kontrolle über die Zeit. Wir haben Kontrolle über unser subjektives Zeitempfinden. Und das sollten wir nutzen. Das klingt nach keiner großen Sache, aber probieren Sie es mal aus. An unserem subjektiven Zeitempfinden zu arbeiten kann den Stress (Stress und Stresssituationen ) eines Berufspendlers um ein Vielfaches reduzieren. Und gleichzeitig uns das Gefühl geben, wir haben nicht sinnlos Zeit verplempert.
Use your time, it`s yours!