Macht Pendeln glücklich?
Glücklich sein und Pendeln? Oder gar glücklich sein trotz des täglichen Pendelwahnsinns? Ist das möglich? Pendeln hat doch so viele negative Seiten, wie soll man da glücklich sein. Betrachtet man die Medienlandschaft dann ist klar: Pendeln kann nicht glücklich machen. Pendeln macht krank. Alle Berufspendler werden irgendwann an einem Burn-out leiden. So könnte man überspitzt die Medienlandschaft zitieren.
Ja, Berufspendler sind gestresst. Ja, Pendeln kann unglücklich machen. Dem stimme ich auch zu. Und gleichzeitig bin ich dennoch anderer Meinung. Ich möchte hier mit Absicht den etwas kontroversen Titel des Beitrags diskutieren. Ich glaube nämlich dass die tägliche Pendelei auch glücklich machen kann und man sich extrem weiter entwickeln kann.
Warum?
Pendeln macht nicht unglücklich
Eine Studie, von Prof. Dr. Christian Fichter durchgeführt, behauptet das Gegenteil. Dazu wurden Pendler befragt. Kurz zusammengefasst ist das Ergebnis der Studie: Pendeln macht nicht unglücklich.
Aber wie kommt diese Studie der Kalaidos Fachhochschule aus Zürich zu dieser Aussage? Die Befragung der Berufspendler hat gezeigt dass das Pendeln ansich nicht unglücklich oder glücklich macht. Viel entscheidender sind andere Faktoren. Nämlich Faktoren wie Arbeitssituation, Wohnsituation, das Sozlal- und Familienleben. Ein weiterer Faktor ist auch die Gesundheit. All das spielt mit rein wenn man das Pendelverhalten und die Auswirkungen der täglichen Pendelei betrachtet.
Was unterscheidet nun diese Studie von anderen Studien, welche das Pendelverhalten analysieren? Diese Studie betrachtet auch andere Faktoren wie die eben angesprochenen, wie Wohn- und Arbeitssituation.
Herr Müller pendelt
Überlegen wir mal: Herr Müller ist unglücklich mit seiner Arbeit. Er findet keinen Spaß an ihr, bekommt aber ein gutes Gehalt. Dennoch fordert ihn die Arbeit nicht und er will mehr Verantwortung. Herr Müller pendelt jeden Tag eine Stunde zur Arbeit hin und eine Stunde zurück. Wie wird er das Pendeln bewerten? Er wird dem Pendeln die Schuld geben. Es ist anstrengend, macht keinen Spaß und überhaupt hat er viel weniger Zeit. Ja, eine Teilschuld hat das tägliche Pendeln möglicherweise. Aber wie würde er seine Zufriedenheit bewerten wenn ihm der Job Spaß machen würde? Er darin total aufblühen würde und er aufsteigt in der Position? Er würde das Pendeln sicherlich als nicht so anstrengend und negativ bewerten.
Anderes Beispiel: Herr Müller hat ein traumhaft schönes Haus in einem ruhigen, kleinen Vorort seiner Arbeitsstadt. Er pendelt weil er sein Heim nicht verlassen möchte und sich dort wohlfühlt. Wie würde er das Pendeln bewerten wenn er stattdessen in einer kleinen und engen Wohnung wohnen würde? Abends laute Nachbarn, die Hausflure sind nicht richtig sauber und es hält sich keiner an die Kehrwoche? Wie würde er das Pendeln bewerten? Positiv oder negativ?
Ich hoffe es ist klar worauf ich hinaus will. Das Pendeln verstärkt eine Meinung, ein Gefühl. Ist die aktuelle Lebenssituation super und man ist zufrieden, macht das Pendeln nicht viel aus oder kann sogar Spaß machen. Ist die Lebenssituation dagegen nicht zufriedenstellend und man ist unglücklich, dann verstärkt das Pendeln dieses Gefühl. Man braucht quasi einen Schuldigen. Und ja es gibt auch stressige Situationen beim Pendeln. Das will ich nicht abstreiten. Durch Staus, überfüllte Züge und weiteres (siehe hier und hier) sind Berufspendler gestresst. Aber auch andere Dinge stressen uns und es ist völlig normal das wir stressige Situationen als negativ wahrnehmen.
Pendeln ist pure Entspannung
Wie kommt man dazu Pendeln als pure Entspannung anzusehen? Nun die Aussage stammt nicht von mir, ich kann das aber teilweise nachvollziehen. Die Aussage habe ich von einer Pendlerin aus diesem Zeitungsartikel, siehe Seite 2. Viele Pendler nutzen ihre Zeit im Zug. Sie fühlen sich durch die Zug- oder Autofahrt etwas abgeschottet von allem. Sie sind allein, können bei der Autofahrt z.B. nicht auf ihr Handy sehen. Oder haben während der Zugfahrt nicht viel Empfang. Sie werden also wenig gestört und können Dinge tun die sie wollen. Sie stricken, meditieren oder lesen ein Buch. Oder hören Hörbücher und Podcasts beim Autofahren. Telefonieren mit Freunden, welche man lange nicht gesehen hat. Sie sehen die Zeit nicht als weggeworfen an sondern, versuchen sie so gut es geht für sich zu nutzen. Man kann seine Lieblingsmusik hören und sich voll darauf konzentrieren. Wo ist volle Konzentration im restlichen Tag sonst noch so möglich wie beim Autofahren oder beim Zug fahren?
Die Menschen haben dadurch nicht das Gefühl Zeit zu verlieren. Im Gegenteil sie fühlen sich entspannter und … glücklicher.
Pendeln verbessert die Arbeitsfähigkeit
Wie kann Pendeln die Arbeitsfähigkeit verbessern fragen sich viele. Nun ganz einfach: Durch tägliche Planung. Stellen Sie sich vor, sie setzen sich mit Ihrem Laptop in den Zug und checken morgens erstmal ihren Kalender und ihre Termine. Eventuell führen Sie noch eine ToDo Liste und schauen was sie heute erledigen müssen. Sie können sich auf die Termine und die Aufgaben vorbereiten. Sie können eine Präsentation, welche sie an dem Tag halten müssen, nochmals vorbereiten. So sind Sie effektiver und produktiver wenn es direkt bei der Arbeit los geht.
Das gleiche kann man auf dem Rückweg machen. Sie schließen den Tag ab, schauen was Sie geschafft haben und beantworten noch Emails. Sie können sehen was liegen geblieben ist und dies für andere Tage einplanen. Oder auch den nächsten Tag vorbereiten.
Sie können somit gut vom Arbeitsalltag abschalten und kommen entspannt nach Hause. Daraus ergibt sich die Zeit und die Ruhe sich Gedanken über den Tag zu machen. Keine Frage, das muss man üben. Aber das will ich Ihnen in diesem Blog aufzeigen.
Pendeln verbessert das Selbstbild
Sie fragen sich sicher wie Pendeln das Selbstbild verbessern soll? Nun, sie können sich auf sich konzentrieren. Wenn sie keine Telefonate führen oder Emails checken können Sie sich Gedanken über sich machen. Über ihre Persönlichkeitsentwicklung. Wo wollen Sie hin? Wie können Sie dahin kommen? Was sind ihre wichtigsten Werte? Was sind Ihre Lebensziele?
Sie können private Projekte treiben. z.B. die Planung von Geburtstagen. Sie können sich weiterbilden, sei es durch Bücher lesen beim Zugfahren oder Hörbücher beim Autofahren. Durch all das verbessern Sie sich weiter. Nutzen Sie ihre Zeit dafür.
Fazit
Dieser Beitrag steht nun in direktem Kontrast mit den letzten beiden Beiträgen (verlinken). Sie fragen sich nun sicher wie man eine so konträre Meinung zu einem, laut Medien eindeutigen Sichtweise haben kann. Nun ich denke das hängt von vielen Faktoren ab. Vor allem wie wir mit dem Pendeln umgehen, wie wir dazu stehen und was wir daraus machen. Ich denke es ist eine Weggabelung und somit eine bewusste Entscheidung wie man damit umgeht. Es kann sich in beide Richtungen entwickeln. Ich will mit diesem Blog erreichen dass es sich für die Leser in richtige Richtung entwickelt. Man kann auch von einem Weg zum anderen Weg rüber laufen und dann den richtigen Weg nehmen.
Wie sehen Sie das? Wie bzw. was ist ihre Einstellung zum Pendeln? Welchen Weg gehen Sie? Und was tun sie während der täglichen Hin- und Rückfahrt? Schreiben Sie in den Kommentaren oder direkt per Email:
Use your time, it’s yours!